Bye bye Galopptrauma (im Juni 2014)   20. Juli 2014

Vor einem Jahr habe ich nach über 20 Jahren wieder angefangen zu reiten und bin gleichzeitig auf Westernreiten umgestiegen. Zu Hause habe ich eine Reitbeteiligung und 1x pro Woche sehr guten Unterricht. Da ich allerdings im Februar dank einer plötzlichen Sturmbö vom erschreckt losgaloppierenden Pferd gefallen bin, war ich bis zu meinem Urlaub eigentlich nur ängstlich im Schritt und Trab unterwegs.

Da ich dieses Problem intensiv angehen wollte und in diesem Jahr kein anderer Urlaub geplant war, habe ich mich für meinen ersten Reiturlaub, eine Woche auf der Westernranch im Lippetal entschieden.

Am Ankunftstag wurde ich direkt herzlich begrüßt, sodass erst gar kein komisches Gefühl aufkam. Beim Abendbrot gab es direkt Gesprächsthemen genug mit den anderen Gästen und ich stellte beruhigt fest, dass ich mit Anfang 40 nicht einmal die Älteste war und das Alter hier sowieso egal war. Die anderen Gäste waren schon 2 Tage länger auf der Ranch und kannten sich daher bestens aus, sodass wenig Fragen offen blieben.

Am nächsten Tag gab es um 8:30 Uhr Frühstück, der erste Gang vor dem Frühstück war bei mir allerdings immer direkt in den Stall, wo der Tagesplan studiert wurde, auf dem man sehen konnte, mit welchem Pferd man wann bei wem Unterricht hat. Beim Frühstück wurden dann lebenswichtige Fragen wie „auf welcher Weide steht mein Pferd?“, „wie sieht es aus?“, „wo sind sein Sattel, etc.“ geklärt und nach dem Frühstück die Pferde geholt und fertig gemacht. Jeder Gast holt sein Pferd selbst von der Weide und putzt und sattelt es. Wobei der Weg zur Weide und zurück auch mal in einen halbstündigen Spaziergang ausarten kann. Die Mexico-Weide war morgens also eher das Angstziel :)

Am ersten Tag hatte ich allerdings Glück und mein Pferd stand bereits vor dem Saloon und wartete nur noch darauf geputzt und gesattelt zu werden und schon ging es los auf den wirklich riesigen Reitplatz. Hier war die erste Umstellung für mich erst einmal, dass ich einhändig reiten sollte. Wohin also mit dem 2. Arm? Was sich erst noch seltsam anfühlte, war nach spätestens 10 Minuten aber völlig normal, vor allem auch, weil die Pferde sehr gut ausgebildet sind und keinerlei Schulpferd-Allüren zeigten. Meine Gruppe war vom Wissensstand gemischt, wobei die viel besseren Reiter gleichzeitig in einer anderen Gruppe Unterricht hatten.

Alles lief also prima, die Pferde waren total entspannt und ich auch, bis zu dem Moment als es hieß „so, und jetzt galoppieren wir mal alle an.“. Ich hob zaghaft meinen freien Arm (dafür war das einhändig reiten also gut!) und erwähnte das Wort „Galopptrauma“. Der Reitlehrer hat mich dann gefragt, ob ich denn schon mal galoppiert bin. „Ja, vor über 20 Jahren sogar ohne Sattel , aber….“ Viel weiter bin ich nicht gekommen, denn er meinte, dass ich da ja dann bestimmt noch könnte und es doch einfach mal probieren soll. Ich könnte mich ja auch mit der freien Hand erst einmal hinten am Sattel festhalten. Also habe ich meine Angst beiseite geschoben, todesmutig das Bein nach hinten genommen und Küsschen gegeben und wieder mal festgestellt, dass die Pferde auf der Ranch super reagieren, denn schon war ich um den halben Platz galoppiert. Nach der ganzen Runde habe ich mich dann auch erinnert, dass ich dabei mal eine bessere Figur abgegeben habe als ich gerade tat, mich entspannt und schon lief es viel besser, auch ohne festhalten. Dafür wurde dann „na Nina? Galopptrauma?“ zum Dauerbrenner-Scherz, wann immer ich in dieser Woche galoppierte.

Allgemein habe ich in der Woche wahnsinnig viel gelernt und vor allem das Reiten auf vielen verschiedenen Pferden hat mir unheimlich geholfen, lockerer zu werden. Auch wenn es 2 Pferde gab, bei denen ich festgestellt habe, dass die Chemie bei uns gar nicht stimmt und ich total angespannt war. Ich konnte dann einfach das Pferd mit jemand anderem tauschen. An solche Sachen wie stoppen oder drehen habe ich vor meinem Urlaub nicht einmal ansatzweise gedacht, dank den super Pferden ging aber selbst das problemlos, solange man sich an den „stur geradeaus gucken“- Tipp hält und nicht dummerweise auf die Pferdeohren schaut und danach schwindelig auf dem Pferd herumschwankt :)

Was ich auch toll fand war, dass die Reitlehrer im Unterricht immer mitgeritten sind und so alles selbst vormachen konnten. Mir fällt es einfacher Dinge nachzumachen, wenn ich sie sehe und nicht nur erklärt bekomme. Es wurde außerdem immer erklärt, warum man etwas macht und was es beim Pferd bewirkt, denn es wird auch immer darauf geachtet, dass es dem Pferd gutgeht. Der Fokus auf der Ranch liegt eindeutig auf dem sehr guten Unterricht. Wer also lieber ausreitet, ist hier eher falsch.

Da es allerdings teilweise extrem heiß war, sind wir nach Absprache mit der ganzen Gruppe auch ab und zu gemütlich im Schritt und Jog ausgeritten anstelle Unterricht zu machen. Auch hier war ich wieder erstaunt, wie entspannt die Pferde alle sind. Ich habe in der ganzen Woche kein einziges Pferd gesehen, dass sich auch nur ansatzweise erschrocken hat. Was wohl auch daran liegt, dass die Pferde dort in einem kleinen Paradies leben und teilweise 24 Stunden auf der Weide sind.

Während meines Aufenthaltes war eine 3er-Gruppe und sonst nur Alleinreisende auf der Ranch zu Gast. Abends saßen wir meist immer noch zusammen und haben geredet oder sind spazieren gegangen. Allerdings war man meist abends so k.o., dass man froh war, ins Bett zu kommen. Allgemein wird man auch vom Team auf der Ranch total herzlich aufgenommen, sodass man sich gleich wohlfühlt. Man muss also keine Bedenken haben, dort alleine hinzufahren.

Ich hatte anfangs Sorge, dass ich mich bei nur 2 Reitstunden pro Tag langweilen könnte. Aber dadurch dass man sich um alles selbst kümmert und ständig mit Pferde holen oder zurückbringen, füttern, putzen, etc. oder mit den anderen Gästen beschäftigt ist, vergeht die Zeit wie im Flug und schon gibt es wieder irgendeine sehr leckere, frisch gekochte Mahlzeit. Ich leide immer noch unter den 2 kg mehr, mit denen ich zurückgekommen bin :)

Am Abreisetag habe ich dann vor Ort noch eine zusätzliche Reitstunde dazugebucht und durfte mir dann auch ein Pferd wünschen. Also konnte ich die letzte Stunde mit meinem persönlichen Traumgalopp-Pferd genießen und noch ein paar entspannte Runden über diesen wirklich riesigen Reitplatz galoppieren, bevor ich wirklich tiefenentspannt nach Hause gefahren bin :)

Fazit: Ich habe nicht nur wahnsinnig nette Leute dort kennengelernt, mit denen es vielleicht in den nächsten Urlaub gemeinsam geht, ich habe vor allem wirklich viel gelernt und das war nicht mein letzter Besuch auf der Ranch! Und das nächste Mal dann garantiert ohne Galopptrauma;)

Nina

Dieser Beitrag wurde vor am Sonntag, 20. Juli 2014 um 19:18 Uhr veröffentlicht und unter Ranchurlaub gespeichert. Sie können Kommentare zu diesem Eintrag über den RSS-2.0-Feed verfolgen.Sie können einen Kommentar hinterlassen, Pingbacks/Trackbacks sind momentan deaktiviert.

5 Kommentare

20. Juli 2014 um 22:03 Uhr
Regine sagt:

Ein Super-Bericht, und auch gut zu lesen, für ängstliche Reiter, weil sie dadurch erfahren, dass die bei Diana, John und Petra, und den anderen Leuten auf der Five-Star-Ranch, gut aufgehoben sind…

23. Juli 2014 um 14:03 Uhr
Jürgen Riese sagt:

Sehr treffend geschildert. Genau so habe ih es vor drei Jahren erlebt, als ich auf Western umschulte. Da war ich wohl der Älteste (weit über 40, Nina!) Mit dem Reiten ins Gelände hast Du recht. Deshalb bin ich jetzt bei den Friesen gelandet. Die Zeit bei Diana und John (und Petra nicht zu vergessen!) möchte ich nicht missen.

23. Juli 2014 um 14:33 Uhr
Jürgen Riese sagt:

P.S.: Nicht umsonst zählen beide Ställe zu den Geheimtipps bei “Focus”.

7. August 2014 um 07:21 Uhr
Darinka sagt:

Sooo schön! Kriegt man Gänsehaut wenn man diesen schönen Bericht liest. Jetzt würde mich noch interessieren welches der Pferde das Trauma beiseite beschoben hat und welches das Traum-Galopp Pferd war?! ;-)

11. August 2014 um 13:36 Uhr
Nina sagt:

Danke für die Komplimente! Das Pferd, das mein Trauma beseitigt hat, war Kitty und mit Leo hätte ich stundenlang galoppieren können. Aber in Chilis bin ich auch immer noch heimlich verliebt :) Und eigentlich würde ich mich mittlerweile sofort wieder auf jedes Pferd auf der Ranch setzen, ich bin viel sicherer geworden. Deshalb ist der nächste Urlaub ja auch schon gebucht ;)

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